Molekularbiologische Nachweise:
Herpesvirusinfektionen der Landschildkröten (Chelonid Herpesvirus)
Bei Landschildkröten (seltener Wasserschildkröten) stellen Herpesvirusinfektionen die häufigste virale Erkrankung mit schweren Krankheitsausbrüchen dar. Betroffene Tiere zeigen Inappetenz, Speicheln und Nasenausfluss infolge diptheroider Plaques in der Maul- und Rachenschleimhaut, seltener treten auch Durchfall und ZNS-Symptome auf. Der Schweregrad der Infektion ist hierbei abhängig vom Immunstatus und insbesondere der Schildkrötenart. So scheinen Griechische und Russische Landschildkröten sowie verschiedene Exoten wie Panther- oder Strahlenschildkröten äußerst sensibel gegenüber einer Herpesvirusinfektion zu sein, Maurische Landschildkröten und Breitrandschildkröten hingegen sind eher stabil gegenüber der Virusinfektion und bleiben nach überstandener Infektion meist latente Ausscheider. Eine Schwächung des Immunsystems durch Winterruhe, suboptimale Haltungsbedingungen oder Transporte wirkt sich vielfach begünstigend auf eine Herpesvirusinfektion aus. Neuzugänge sollten daher während und in den ersten Wochen nach dem Winterschlaf zunächst getrennt von den übrigen Tieren gehalten werden und vorsichtshalber Antikörpernachweise vorgenommen werden, um den Infektionsstatus vor Integration in den Bestand abzuklären.
Chlamydieninfektionen bei Schlangen, Schildkröten und Echsen
Chlamydieninfektion wurden für verschiedene Echsen, Schlangen und Schildkröten beschrieben und mit dem Auftreten verschiedener Krankheitssymptome wie Myokarditis, Hepatitis, Pneumonie, Splenitis und Enteritis in Verbindung gebracht. Weiterhin werden Chlamydien auch als mögliche Kommensalen diskutiert und die Möglichkeit, dass Reptilien als natürliches Chlamydiales-Reservoir fungieren, muss in Betracht gezogen werden. In diesem Zusammenhang ist eine Übertragung auf den Menschen Gegenstand weiterer Forschungen.
Chlamydien sind obligat intrazelluläre Bakterien mit biphasischem Lebenszyklus, der einen Wechsel zwischen intra- und extrazellulärer Phase einschließt. Die besonderen Eigenschaften der Chlamydien erschweren eine kulturelle Anzucht, so dass für die Routinediagnostik der Einsatz der Polymerase Kettenreaktion (PCR) die Methode der Wahl darstellt. Als Untersuchungsmaterial eignen sich Nasenspülproben und Rachentupfer.
Chytridiomykose der Frosch- und Schwanzlurche (Batrachochytrium dendrobatidis / salamandrivorans)
Der Chytrid-Pilz (Batrachochytrium dendrobatidis) kann unter bestimmten Umweltbedingungen eine infektiöse Hauterkrankung wildlebender und gehaltener Amphibien hervorrufen, die zur Schwächung und zum Tod der Tiere führen kann. Der Hautpilz befällt ausschließlich die oberen Keratin-haltigen Hautschichten insbesondere der Bauchunterseite, sowie der Haut zwischen den Zehen der Hinterbeine und der Leistengegend. Stark infizierte und voll aquatisch lebende Tiere weisen häufig auch Infektionen am Rücken auf. Einer unkontrollierten Ausbreitung des Hautpilzes kann nur mit Quarantäne, Hygiene und Diagnostik begegnet werden. Eine empfindliche und spezifische Methode zum Nachweis des Erbinformation des Pilzes und dessen Sporen stellt die Polymerase Kettenreaktion (PCR) dar. Trockentupfer von der Bauchhaut, der Unterseite der Füße und dem Rücken sowie Hautproben aus veränderten Hautarealen sind hierfür das am besten geeignete Untersuchungsmaterial.
Mycoplasmopsis agassizii-Infektionen bei Landschildkröten
Die Upper Respiratory Tract Disease (URTD) ist eine durch Bakterien der Gattung Mycoplasmopsis agassizii verursachte ansteckende Infektionskrankheit, die insbesondere Landschildkröten und seltener Schlangen, Krokodile und Leguane befällt. Erkrankte Tiere zeigen Nasen- und Augenausfluss sowie gerötete, geschwollene und verklebte Augenlider. Bei schweren Verläufen können Abszesse bis hin zur Sepsis sowie Sekundärinfektionen mit Herpesviren und intranukleären Kokzidien auftreten.
Eine Schwächung des Immunsystems durch Winterruhe, suboptimale Haltungsbedingungen und zu geringe Temperaturen am Sonnenplatz wirken sich krankheitsbegünstigend aus. Die Quarantäne von Neuzugängen, Hygiene sowie die Diagnostik sind daher essenziell, um eine Ausbreitung des Erregers zu vermeiden. Die Polymerase Kettenreaktion (PCR) stellt hierbei die Methode der Wahl zur Diagnostik des Erregers dar. Als Untersuchungsmaterial eignen sich Trockentuper von Lidbindehäuten und Maulhöhle, Nasenspülproben sowie Lungenproben verendeter oder euthanasierter Tiere.
Paramyxovirusinfektionen bei Schlangen
Paramyxoviren zählen zu den ersten Viren, die nachweislich pathogen für Reptilien sind. Sie rufen verlustreiche Infektionen insbesondere bei Giftschlangen, aber auch ungiftigen Nattern (Korn-, Leopardennatter) und Riesenschlangen hervor. Die Symptome sind abhängig vom Virusstamm und der betroffenen Spezies und äußern sich in respiratorischen und zentralnervösen Symptomen bis hin zu perakuten Todesfällen. Häufig tritt zunächst ein Aufblähen im Kehlbereich und vermehrtes Speicheln sowie Dyspnoe auf. Außerdem zeigen betroffene Tiere eine ungewöhnlich langgestreckte Körperhaltung sowie Koordinations- und Orientierungslosigkeit. Zum Nachweis der RNA des Erregers aus Rachentrockentupfern oder Organmaterial (Lunge, Gehirn) ist die Polymerase Kettenreaktion (PCR) die Methode der Wahl.
Salmonelleninfektionen durch Reptilien
Reptilien sind zu einem hohen Prozentsatz mit Salmonellen infiziert, wobei infizierte Tiere dabei in der Regel keine Symptome zeigen, sondern asymptomatische Ausscheider sind. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit von Reptilien als Haustiere treten immer häufiger auch Salmonelleninfektionen beim Menschen auf. Insbesondere Kleinkinder unter 5 Jahren, Schwangere und immunsupprimierte Menschen sind besonders gefährdet und können lebensbedrohliche Krankheitsverläufe entwickeln. Die Übertragung des Erregers erfolgt über direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Reptilien oder deren Ausscheidungen. Die Polymerase Kettenreaktion (PCR) nach kultureller Voranreicherung aus Reptilienkot oder Kloakentupfern ist hierbei eine geeignete Methode zum Nachweis des Erregers.
Histologische Untersuchung:
Inclusion Body Disease (IBD) der Riesenschlangen
Bei der IBD handelt es sich vermutlich um eine Retrovirusinfektion, die ausschließlich bei Riesenschlangen (Tigerpython, Boas) auftritt. Betroffene Schlangen zeigen variable und unspezifische Symptome wie Hautprobleme, respiratorische Symptome, Schwellungen im Kopfbereich und Hervorwürgen von Futtertieren. Bei Pythons treten darüber hinaus auch regelmäßig zentralnervöse Symptome wie Kopfschiefhaltung, Verlust des Muskeltonus und Koordinationsschwierigkeiten auf. Aufgrund der unspezifischen klinischen Symptome ist eine Diagnose am lebenden Tier sehr schwierig. In der mikroskopischen Untersuchung von Organbiopsien der Leber, Niere oder Tonsillen gelten große intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen als beweisend für eine IBD.
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Bildquelle: pixabay
Stand 12/2021