Mykoplasmen-Infektion (Upper Respiratory Tract Disease [URTD])

Mykoplasmen sind zellwandlose Bakterien, die im Vergleich zu anderen Bakterien eine
geringe Zell- und Genomgröße besitzen. Die Isolation des Erregers Mycoplasma agassizii
erfolgte zunächst bei Wüstenschildkröten (Gopherus agassizii) in den USA. Inzwischen sind
auch für diverse europäische Landschildkröten Mycoplasma agassizii - Infektionen
nachgewiesen worden.

Bei der Schildkröte wird durch eine Infektion mit einem virulenten M. agassizii Stamm die
sogenannte Upper Respiratory Tract Disease (URTD) hervorgerufen, eine Erkrankung, die
sich klinisch durch serösen, mukösen oder purulenten Nasenausfluss sowie Augenausfluss, Bindehautentzündung und Lidödem äußert. Darüber hinaus wurden Lethargie,
Dehydratation, Anorexie sowie Kachexie mit Todesfolge beschrieben.
Der Erreger wird horizontal mit dem Speichel oder Nasensekret übertragen, wobei die ersten
klinischen Symptome nach experimenteller Infektion 4 Wochen später auftraten. Da auch
nach Therapieversuchen mit speziellen Antibiotika wie Doxycyclin und Enrofloxacin Rezidive
beobachtet wurden, wird auch bei diesem Erreger, wie bei den bereits erwähnten
Herpesviren, der Prophylaxe eine besonders große Bedeutung beigemessen.
Eine besondere Gefahr für den Bestand stellen insbesondere Tiere in symptomfreien Phasen
sowie klinisch inapparente Träger von Mykoplasmen dar. In diesem Zusammenhang werden
bestimmte Schildkrötenarten wie beispielsweise die Vierzehenschildkröten (Agrionemys
horsfieldii)
als Mykoplasmen-Reservoire diskutiert.

Labordiagnostik:
Der direkte Mykoplasmen-Nachweis kann kulturell oder mittels PCR erfolgen.
Der kulturelle Nachweis kann bis zu 6 Wochen in Anspruch nehmen, wobei der Erfolg sehr
von der Qualität des Untersuchungsmaterials abhängt.
Eine Alternative zur Kultur stellt die Polymerase Chain Reaction (PCR) dar. Mit dem Nachweis spezifischer Genomfragmente aus Rachentupfern (Trockentupfer) oder Nasenspülproben
kann innerhalb von 24 Stunden eine sichere Diagnose gestellt werden.
Gleichzeitig sollte differentialdiagnostisch eine Herpesvirusinfektion ausgeschlossen werden.